Communiqué zur aktuellen Situation

Hallo Paul Horn Arena!

Vor vier Monaten wurde bekannt, dass sich die ProBasket Tübingen GmbH in eine Aktiengesellschaft (AG) umwandeln wird und der SV 03 Tübingen e.V. 60% der Anteile an der Gesellschaft verliert. Der 2. Oktober ist für uns seitdem ein wichtiges Datum. Der Tag steht für eine Zäsur, die wir so als Gruppe, aber auch als Einzelpersonen mit den Tigers zuvor zum Glück noch nicht erlebt hatten. Der Tag steht auch für den Beginn unseres Protests gegen diese drastischen und für uns untragbaren Veränderungen. Zehn Tage nach Bekanntwerden eben jener beschriebenen Situation, am 12.10.2019 beim Heimspiel gegen Rostock, veröffentlichten wir unser Communique zur Umwandlung der ProBasket Tübingen GmbH in eine AG, stellten im dritten Viertel den Support ein und zeigten unseren neue Zaunfahne: Für immer SV 03 Tübingen! Heute möchten wir einige Missverständnisse aus dem Weg räumen und euch vermitteln was seitdem alles passiert ist.

Eigentlich beginnt unsere Geschichte schon früher. Die Tigers hatten in der vergangenen Saison einige personelle Veränderungen abseits des Spielfelds. Leider verlies damals auch eine für uns sehr wichtige Ansprechperson die ProBasket Tübingen GmbH. Seitdem ist die Kommunikation nicht mehr wie zuvor, was vor allem für diejenigen von uns die viel unter der Woche bzw. abseits der Spieltage organisieren zu spüren ist. Zu was für Problemen das führen kann, wird auch später in diesem Text deutlich. Rückblickend auf unseren Protest muss festgehalten werden, dass wir keinen Erfolg hatten. Die Tigers sind immer noch eine AG, der SV 03 hat immer noch 11 % zu wenig und vor allem viel zu wenig Mitspracherechte.* Vermutlich waren wir zum Scheitern verdammt und uns ist auch die ganze Zeit bewusst, wie unpopulär unsere Position ist. Schon zu Beginn unseres Protests machte uns Gunther Volck (Vorsitzender SV 03) klar, dass dieses Modell alternativlos ist und aus der Sicht des SV-Vostands kein Interesse an einer Änderung besteht – ein Gespräch mit den anderen Verantwortlichen würde also auch keinen Sinn ergeben. Wir glauben aber, dass wir einige Menschen zum Nachdenken gebracht haben. Die vielen Gespräche, die wir in den letzten Monaten geführt haben, bestärken diesen Eindruck. Doch die Umwandlung zur AG ist nur ein Anteil des großen Haufens Gesamtscheiße, aus dem wir gerade versuchen uns zu befreien.

 „Doug Spradley nicht mehr Trainer der Tigers Tübingen“. Gerade aus dem Delirium erwacht, lesen wir alle diese Meldung der Tigers am ersten Januar. Doug Spradley ist gefeuert, das obwohl er nur knapp hinter Erreichen des Saisonziels (Playoffs) lag. Im Nachgang wird klar: das Team hat sich gegen den Trainer gestellt, allen voran Enosch Wolf. Mitzubekommen, dass unsere Spieler gegen den eigenen Trainer Stimmung machen finden wir nach wie vor ein absolutes No-Go! Viele aus unserer Gruppe spielen/spielten selbst Basketball oder eine andere Teamsportart. Dass es mal zu Differenzen zwischen Team und Coach kommt ist klar, was unsere Spieler da abgezogen haben versteht niemand. In der ohnehin schon angespannten Situation war damit das Fass kurz vorm Überlaufen. Dies hat sich auch bei den darauffolgenden Spieltagen gezeigt. Der Frust führte unter anderem auch zu unschönen Bildern, für die wir als Gruppe verantwortlich sind und die uns selbst nicht gefallen, die nichts mit unseren Werten zu tun haben.

Von da an wurde die Stimmung immer schlechter, vor allem Heimspiele nehmen viele aus unserer Gruppe immer mehr als lästige Pflicht war. Viele andere Besucher*innen des Fanblocks teilen unsere Kritik offenkundig nicht, was wir vollkommen legitim finden. Leider führte das zuletzt aber immer wieder zu Beleidigungen gegenüber einzelnen Personen unserer Gruppe. Mit unseren Standpunkten, die wir u.a. über dieses Heft kommunizieren, wurde sich leider auch nicht auseinandergesetzt, was immer wieder zu Konflikten geführt hat. In letzter Konsequenz wurde die Stimmung im Fanblock und damit auch in der Halle immer schlechter. Unser eigentlicher „Output“, unser Support, war in letzter Zeit in unseren Augen nicht mehr zufriedenstellend. Als wäre das nicht schon beschissen genug, musste die unabsteigBAR auch noch schließen, da der Schuppen vorrübergehend unbenutzbar war. Das bedeutete konkret den Wegfall unseres zentralen Treffpunkts ausgerechnet mitten im Winter. Schon wieder eine zusätzliche Baustelle. Zusammengefasst: in den letzten Wochen ging viel Vertrauen und Identifikation zu den Tigers und unseren Spielern verloren. Die Stimmung wurde von Heimspiel zu Heimspiel schlechter und der Ort an dem wir immer wieder zusammengefunden haben, gerade in schweren Zeiten wie z.B. vor dem Abstieg 2018, ist auch noch weggefallen.

Beim letzten Heimspiel gegen Schwenningen dann die vorerst letzte Eskalationsstufe: Wie immer haben wir zum dritten Viertel die Halle verlassen. Zu Beginn des letzten Viertels blieb der Fanblock aber leer. Was ist passiert? Tatsächlich hat das nichts mit der sportlichen Leistung an diesem Tag zu tun und auch nichts mit der unsäglichen AG-Geschichte. Im dritten Viertel wurde einer Person aus unserer Gruppe ein Hallenverbot ausgesprochen. Der Grund hierfür war ein mitgebrachtes Getränk. Die Praktik, Getränke von außerhalb in Hallen zu schmuggeln ist weit verbreitet, gerade unter jungen Menschen. Da ein Bier für 3,50 € + 1,50 € Pfand halt für viele nicht drin ist, ist das nur die logische Konsequenz. Ein Hallenverbot wegen einer Flasche hatten wir schon öfter und auch einige Personen, die gerade diesen Text schreiben wissen, wie es ist eine Halbzeit von draußen auf die Punkteanzeige zu schauen. Das ist aber schon gut vier oder fünf Jahre her, seitdem ist viel passiert. Das Vertrauen zwischen den Tigers und uns ist immer weiter gewachsen, wodurch wir vielen unnötigen Konflikten wie diesem aus dem Weg gehen konnten. Dass es hier jetzt wieder einen Vertrauensbruch gibt, finden wir sehr schade, gerade in diesen turbulenten Zeiten. Für uns ist klar, dass wir niemand allein im Kalten stehen lassen. Entweder stehen wir alle im Fanblock – oder eben niemand.

Jetzt stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Wir gehen zu den Tigers, weil wir diesen Verein lieben und weil wir eine unbeschreibliche Freude verspüren wenn wir das machen können, was diese Gruppe eigentlich definiert. Wie bereits beschrieben, ist davon viel auf der Strecke geblieben.  Wir wollen dem Trend der letzten Monate entgegenwirken und glauben dafür ist ein klarer Schnitt notwendig. Wir werden zum heutigen Heimspiel gegen Trier den Fanblock am Spielfeldrand verlassen und wieder in den alten Block unterm Hallendach stehen. Der Fanblock am Spielfeldrand war ein Versuch und ist leider gescheitert. Jetzt gehen wir an den Ort zurück, an dem wir so vieles erlebt und bewältigt haben, an dem wir einen Abstieg durchgemacht haben. Aber auch Derbys gegen Ulm in einem brechend vollen Block oder mehrere große Choreos gehören zur Geschichte des alten Blocks. Das letzte Spiel gegen Schalke war bereits versöhnlicher als viele Spieltage zuvor und die unabsteigBAR hat wieder geöffnet. Wir halten weiterhin an unserer Kritik an der AG fest und werden da auch noch viele Diskussionen führen. Wenn wir wie in der momentanen Situation merken, dass uns komplett der Spaß verloren geht, dann läuft einfach etwas grundlegend falsch. Dieses Problem jetzt an der Wurzel auszustechen wird nicht einfach und uns sicher noch einige Wochen oder Monate beschäftigen. Wir möchten euch alle einladen, uns bei diesem Prozess zu begleiten. Stellt euch gerne zu uns, kommt mit uns ins Gespräch und gestaltet die Zukunft dieser Gruppe mit. Wir möchten wieder zu dem zurück, was uns als Gruppe ausmacht:

Wir sind immer da, wir kämpfen bis zum Schluss. Wir sind One City One Club One Love. Wir sind die Supporters Tübingen!