Georg Floyd und die BBL

Eigentlich wäre es im Zuge der Proteste zum Tod von George Floyd und gegen die Polizeigewalt an Schwarzen in den USA angebracht, sich verbal zurückzunehmen und den von Diskriminierung Betroffenen die Räume für ihre lange ungehörten Stimmen zu überlassen. Es wäre an der Zeit ihnen zuzuhören und sie in ihrem Kampf zu unterstützen, statt selbst mal wieder das Wort zu ergreifen.

Angesichts der gestrigen Aussagen von BBL-Geschäftsführer Stefan Holz („Wir treiben Sport, und es gibt keine politischen Äußerungen in jedwede Richtung, da öffnen wir nicht die Tür“) fühlen wir uns nun doch veranlasst uns zu äußern. „Love Basketball – Hate Racism“ darf keine leere Phrase sein!

Die BBL ist in ihrer sportlichen Qualität und damit auch in ihrem Unterhaltungswert sowie ihrer monetären Vermarktbarkeit maßgeblich von der Performance ihrer (schwarzen) US-Amerikanischen Spieler abhängig. Schwarze Spieler stellen einen großen Teil der Kader aller Profiteams dar. Mit Will Cummings, Raymar Morgan, Brad Wanamaker und Jamel McLean sind vier der letzten fünf LeagueMVPs schwarze US-Bürger, die Liste ließe sich bis in die 90er in diesem Stile fortführen. Bei den Finals-MVPs ergibt sich ein ähnliches Bild. Bei den Topscorern sowieso. Wer als Liga-Chef die persönliche, direkte Betroffenheit der Hauptakteure, deren Familien oft noch in den Staaten leben, hinter die eigenen Statuten stellt und die Mär vom Sport als unpolitisches Unterhaltungsprogramm schürt, hat NICHTS verstanden.

Sie sollen spielen, sie sollen Publikum für das „Produkt“ BBL anziehen und Einnahmen generieren. Aber sie sollen doch bitte keinen Ärger machen. Diese „Shut up and dribble“-Mentalität kotzt uns an. Und wer sie öffentlich in einer derartigen Machtposition reproduziert, ist sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung einfach nicht bewusst und offenbart ein zutiefst kritikwürdiges Weltbild. Das öffentlichkeitswirksame Zurückrudern von Geschäftsführer Holz geschah erst nach massiver Kritik aus der deutschen Basketball-Community, wir halten es daher für reine Heuchelei. Dass in trauriger Kontinuität dazu Antirassistische Positionierungen in deutschen BBL/ProA-Hallen aktiv verboten und vom Ordnungsdienst unterbunden werden, macht die ganze Sache übrigens auch nicht glaubwürdiger – aber das nur am Rande (siehe Eckig&Kantig #51 und hier: http://supporters-tuebingen.de/jena-tuebingen-2/).

It is not enough to be not racist – you need to be antiracist.

Sport ist nicht unpolitisch.

Love Basketball – Hate Racism!

Am 06.06. ab 14 Uhr findet auf dem Holzmarkt in Tübingen eine solidarische Kundgebung statt. Kommt zahlreich. Die Veranstaltung findet ihr unter: https://www.facebook.com/events/1943714319092475

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.