Jena – Tübingen
Sonntag, 17.12.2017 / 17:30 Uhr
Jena 74 – 69 Tübingen
Stellungnahme zum Vorfall in Jena
Das es am letzten Spieltag in Jena noch nach Abpfiff zu einer kleinen Aktion unsererseits kam, welche sogleich die Aufmerksamkeit der Jenaer Ordner*innen auf sich zog, wird die meisten von euch wohl erstmal stutzig machen. Die Supporters mal wieder…müssen die schon wieder anecken? Und als wäre das nicht schon genug, müssen die das dann auch noch breittreten? In diesem Fall finden wir: Ja, wir müssen!
Das ganze Drama hat seinen Ursprung schon vor ein paar Wochen, so wurde unseren Freund*innen der Baseline Crew Jena eine Fahne mit der Aufschrift „FCK NZS“ vom eigenen Verein verboten. Dies ist zunächst niemandem groß aufgefallen, gerade in Tübingen hatten wir wirklich andere Probleme. Einige Wochen später war es nun allerdings für uns an der Zeit nach Jena zu fahren, der Gastgeber erhielt eine Mail in der wir unser Material anmeldeten. Die Antwort ließ uns stutzen. So seien unsere Materialien kein Problem, es gäbe nur ein paar Schwierigkeiten mit dem befestigen von Zaunfahnen, blablabla. Soweit normal – wäre da nicht noch dieser eine Satz ganz am Ende: „Was nicht geht, sind politische Statements wie z.B: „Fck Nazis“ […]. Das verbietet die Hallenordnung.“
Nun ist es aber so, dass wir uns generell ungern Dinge verbieten lassen, vor allem wenn es um solche grundlegenden Positionierungen geht, welche nun mal – gerade im Hinblick auf die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung – absolut notwendig sind.
Für uns war also klar was zu tun ist: Schnell haben wir ein Spruchband gepinselt – „Keine Fahne ist illegal“ – und eine „FCK NZS“-Fahne organisiert. Zum Ende des Spieles war es dann soweit, es kam wie es kommen musste: kaum war unsere Fahne zu sehen, waren tatsächlich schon mehrere Ordner*innen zur Stelle – bereit unser Störobjekt zu entfernen, kurze Zeit später hatte sie uns die Fahne auch schon entrissen. Es geht uns nicht darum, gegen irgendwelche Ordner*innen zu pöbeln, die ihren Job machen. Nein, es geht uns schlicht darum, auf die bestehende Problematik aufmerksam zu machen.
Uns ist durchaus bewusst, dass wir damit wieder einige Wohlfühlfans (und irgendwelche rechten Bratzen) vor den Kopf stoßen werden, doch wir halten es für notwendig und angebracht auch weiterhin auf solche Dinge aufmerksam zu machen, denn: Das Bild, welches im deutschen Basketball – und ganz aktuell auch in Jena – gezeichnet werden soll, ist schlicht Realitätsfern. Die Behauptung im Basketball sei alles harmonisch und weltoffen ist eine Farce.
Das zeigt sich, wenn in Bonn 2015 die rechte Gruppierung „Bande Bonn“ im Block steht (siehe hierzu: indefessi.de), oder wenn in Ulm zum Sieg der Hitlergruß ausgepackt wird (letztes Jahr in den Playoffs, bis heute ohne Konsequenzen) oder wenn bei uns auf dem Hallenklo rechtsextreme Sticker zu finden sind. Uns ist bewusst, dass solche Umtriebe im Basketball weniger präsent sind, als in manch anderer Sportart – das macht sie allerdings nicht weniger problematisch. Sich klar gegen Nazis und deren Freund*innen zu stellen sollte demokratischer Grundkonsens sein, geht aktuell allerdings an vielen Orten verloren, so auch in Jena. Wir hoffen, dass dort das aktuell gefahrene Konzept noch einmal überdacht und geändert wird!
In diesem Sinne: Love Basketball – Hate Racism!
Supporters Tübingen